Erfahrungsbericht Lule
Vom Welpen bis zur 5.5-jährigen Hündin
Bericht über Lule (geb. 25.01.15), lebt im Kt. BE in einer Terrassenwohnung mit zwei Zweibeinern
Wie wir auf den Spanischen Wasserhund gekommen sind
Das Tierheim, zu welchem ich oft fuhr, um Hundespaziergänge zu übernehmen, vertraute mir im Oktober 2014 Tashina, eine 2-jährige Spanische Wasserhund-Dame an. Es war Liebe auf den ersten paar gemeinsamen Metern.
Sofort habe ich mich im Internet zu der mir bisher völlig unbekannten Rasse eingelesen – je mehr ich über den PdAE erfuhr, umso mehr habe ich mich damit auseinandergesetzt, meiner 30-jährigen Hundepause ein Ende zu setzen.
Mit der angestrebten Adoption von Tashina wurde leider nichts (seitens Tierheim). Als die Enttäuschung wich, blieb immer noch das grosse Interesse an dieser Hunderasse: Die Eigenschaften waren zu massgeschneidert auf meine Vorstellung eines zukünftigen vierbeinigen Familienmitgliedes.
Und wir waren soweit, unser Leben den Bedürfnissen einer Fellnase anzupassen.
Am 29. April 2015 durften wir Utopia del Turco Andaluz (für uns „Lule“) in Empfang nehmen.
Lules Entwicklung
Die Welpenzeit war sehr anstrengend, eben auch weil wir uns des Prägealters bewusst und uns darauf konzentriert haben: Am meisten Energie hat gekostet, stets konsequent zu bleiben, diesen ach so süssen Hundeaugen nicht nachzugeben. ABER: Die Anstrengung hat sich mehr als ausbezahlt – Lule ist heute ein gern gesehener Begleiter mit richtig guten Manieren!
Allerdings waren wir nicht fehlerfrei: Als wir oft mit ihr in der Stadt waren, um sie an den Rummel zu gewöhnen, hat sie entdeckt, dass es doch etwas gibt, was vor so einem kleinen Hund die Flucht ergreift: Die Tauben. Es sah putzig aus, die Passanten haben sich amüsiert – und später begann sie…. genau!….Vögel zu jagen….
Wie immer war es aufwändiger, ihr das wieder abzugewöhnen, als es im Entstehen zu unterbinden.
Als Welpe hatte Lule keine Lust auf Schwimmen, heute liebt sie eine Abkühlung im Wasser (egal bei welcher Wassertemperatur…). Auch hier muss man dem Hund beibringen, dass er auch mal nicht ins Wasser darf – Rassenname hin oder her.
Lules Wesen
Lule ist sehr auffassungsstark (Aufgaben, Stimmungen), neugierig, Neuem gegenüber jedoch zurückhaltend und vorsichtig, fröhlich, treu, ehrgeizig, geduldig, robust, sprungkräftig, ausdauernd, anpassungsfähig, gehorsam, ausdrucksstark über Körpersprache, will gefallen, muss dabei aber nicht auffallen, sondern ist einfach nur sehr, sehr gern mit dabei.
Und manchmal hat sie den Hang zu übertreiben: Sie begrüsst einen überschwänglich, wenn man zur Haustüre hereinkommt – auch wenn man mal eben nur im Keller war 🙂 .
Der Spanische Wasserhund – und sei die Familie noch so gross – wählt sich eine (1!) Bezugsperson aus (und ist zu den restlichen ebenso freundlich). Und wo immer ich in der Wohnung bin – sie ist ganz in meiner Nähe.
Lule kann noch so „faul“ im Körbchen chillen – wenn es nach Spielen oder Leckerli verdienen aussieht, ist sie vollzack vom scheinbaren Tiefschlaf im Action-Modus.
Sie kann auch fordernd sein („spiel mit mir“, „stell mir eine Aufgabe“): Hier war und ist es wichtig, sie dann z.B. auf ihren Platz zu schicken – und erst wenn sie aufgehört hat mich zu fixieren, dann komme ich und beschäftige mich eventuell mit ihr (sonst bestätige ich sie darin, dass Fordern zum Ziel führt – und Perros merken sich das hartnäckig…).
Lule wurde mit knapp 11 Monaten das erste mal läufig. Wir haben uns lange mit der Entscheidung schwer getan, zu welchem Zeitpunkt wir Lule kastrieren lassen. Aufgrund der Empfehlung des Tierarztes unseres Vertrauens hat er diese OP bei Lule im Alter von 16 Monaten (zwischen erster und zweiter Läufigkeit) durchgeführt.
Eine Wesensveränderung haben wir bei ihr keine festgestellt.
Lules Alltag
Von Montag bis Donnerstag ist Lule meistens unterwegs (mit mir im Büro oder im Werkheim für Menschen mit Defiziten). Freitags und an Wochenenden hat Lule Highlife (Hundekurse, ausgedehnte Spaziergänge, Tages-Ausflüge, Shoppen etc.).
Und ganz, ganz selten ist Lule für ein paar Stunden alleine zuhause, wenn wir mal abends ohne sie ausgehen oder sie temperaturbedingt besser in den vier Wänden aufgehoben ist.
Wir haben das alles langsam aufgebaut. Vertrauen ist eine Wertschätzung. Für beide Seiten.
Auslastung ist das A und O
Lule muss vor allem mental ausgelastet sein. Wenn der Tagesablauf routiniert/strukturiert ist, wartet sie geduldig auf ihren Einsatz:
Wenn sie mit mir ins Büro kommt, weiss sie mittlerweile, dass sie nur in der Mittagspause die Hauptrolle spielt. Vor- und nachher regeneriert sie auf ihrem Platz (ich gebe ihr ab und an eine kleine Herausforderung). Und sobald wir das Büro nach Feierabend verlassen, kann sie sich darauf verlassen, dass sie als Nächstes wieder an der Reihe ist.
Sie hat sich mit ihrer Flexibilität zum perfekten Büro-Hund entwickelt – und durch ihr angepasstes Verhalten habe ich – und auch sie – keinen Stress. Und unsere Mitarbeiter freuen sich jedes Mal, wenn Lule mit zur Arbeit kommt.
Nicht haarend bedeutet nicht spurlos (Die Fellpflege)
Ein Perro wechselt sein Fell nicht und verliert etwa so wenig Haare wie wir Menschen – also nicht büschelweise – und es bleiben auch keine an den Kleidern haften. ABER: Im Kraushaar sammelt sich Staub und/oder getrocknete Erde.
Ein Perro ist nicht spurlos im Haus – entweder Sie reinigen den Perro nach jedem Spaziergang auf feuchtem Untergrund – und wenn nicht, finden Sie heraus, wo Ihr Perro sich überall hingelegt hat (dort nämlich finden Sie jeweils die Sandhäufchen).
Gemäss vielfacher Empfehlung soll es reichen, den Perro im Frühling und im Herbst zu scheren.
Da uns Lule mit Locken besser gefällt als mit Millimeter-Schur, scheren/schneiden wir Lules Haare alle 8 bis 10 Wochen selbst nach, im Sommer natürlich kürzer.
Allerdings haben wir auch schon zu lange gewartet (man soll ja den Perro nicht bürsten) und es blieb uns nach entstandenen Verfilzungen nichts anderes übrig, als die Kurz-Scherung von der Profi-Hunde-Coiffeuse vornehmen zu lassen, die „Chruseli“ wachsen aber wieder, versprochen 😉
Unsere Aktivitäten
- Welpenschule und Erziehungskurs durchlaufen
- Besuch möglichst aller Perroclub-Angebote
- Hundeplausch-Gruppe (1 x wöchtentlich) ab Mindestalter 1-jährig
– tägliche Einheiten von Wiederholungen und ab und an Neuem (eine kleine Auswahl auf Video hier) - Mantrailing (Personensuche), alle 2 Wochen + Trainings-Weekends, seit 1.5-jährig
(Auch hier ist Lule kaum zu bremsen – und die Nasenarbeit versetzt sie anschliessend in Tiefschlaf) - „Do as I do“ (Mach’s mir nach), Beginn April 2017 (mit 2-jährig)
Lule besticht durch ihre schnelle Auffassungsgabe, auf dem Hundeplatz ist sie eine regelrechte Streberin.
Zudem ist sie regelmässig zu Besuch auf einer Wohngruppe von jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen in der Region Zürich. Dafür fährt Lule 2 Stunden – gern und unauffällig – mit dem Zug hin (und manchmal gleichentags wieder zurück).
Übrings: Es gibt ein Hunde-GA – zum Pauschalpreis, unabhängig, ob Sie 1. oder 2. Klasse fahren…
FUTTER
Lule bekommt 2 x täglich selbst gekochtes Nassfutter (nein, zum Barfen konnten wir uns (noch) nicht überwinden).
Sie ist eine unkomplizierte Esserin, ausser ganz saurem Apfel und roher Leber hat sie noch nie was stehen gelassen.
Wie auf dem Bild nebenan ersichtlich, ist Lule derzeit in einem Kochkurs und ist schon bald so weit, ihre Menüs selbst zu kreieren 😉
Apropos gute Manieren: Die Pfoten sind sonst niemals! dort.
Kein Tag vergeht, an dem Lule uns nicht zum Lachen bringt, gute Laune verströmt und immer für ein Spielchen oder eine Herausforderung zu haben ist.
Haben Sie Fragen? Dann dürfen Sie sich direkt an uns wenden per Email.
Lule im Februar 2018
Mittlerweile hat sie tolle Fortschritte gemacht beim Mantrailen, das sie über alles liebt, geht immer noch voller Begeisterung in die Hundeplauschgruppe, zum DoggyFit und DogStep-Training.
Das Mantrailen hat sie gelehrt, sich auch mal bestimmend durchzusetzen („Mein Frauchen hat einfach nicht so ne gute Nase wie ich – muss ihr ab und an auf die Sprünge helfen und sie verpasst regelmässig die besten Schlagzeilen auf dem Spaziergang…“)
Auch zeigt sie neu gegenüber Extrem-Draufgänger-Hunden, wo ihre Grenzen des Erträglichen liegen – und dies mit gewaltfreier Kommunikation (Lefzen hochziehen oder bei Begriffstutzigkeit Knurren).
Und nach wie vor ist sie sehr harmonie-liebend, weicht bei Vierbeiner-Ueberzahl oder sonst ihr nicht ganz geheuren Artgenossen aus – was mir nach wie vor viel lieber ist als ein vorpreschender Begleiter.
Und sie erinnert mich jeden morgen fröhlich wedelnd daran, unsere traditionelle Schmuserunde nicht zu verpassen…
Lule im August 2020 (5.5-jährig)
Lule hat sich charakterlich stark entwickelt. Sie kommuniziert mittlerweile eindeutig – mit mir sowohl auch in Begegnungen mit bekannten und fremden Zwei- und Vierbeinern – jedenfalls für mich.
Ich habe verstanden, wann sie meine Unterstützung braucht (hauptsächlich in Fremd-Begegnungen übernehme ich vermehrt die Führerrolle, deren Wichtigkeit ich früher unterschätzt habe als ihr Sozialpartner Nr. 1).
Sie schnaubt, wenn ihr eine Situation nicht passt, sie motzt, wenn sie eine Aufgabe pflichtbewusst erfüllt, nach der ihr nicht ist, hüpft vor Freude über das anstehende Spiel, ist die Geduld selbst, wenn sie sich hinten anstellen muss, wenn meine Prioritäten-Liste sie gerade notgedrungen in den Hintergrund stellt.
Wenn ich ihre Geduld jedoch überspanne, dann erscheint sie in meinem Wirkungsfeld unübersehbar, um auf sich aufmerksam zu machen (im Weg liegen, hypnotisches Anstarren), dass doch sie jetzt auch wieder an der Reihe wäre. Und wissen Sie was: Sie hat jedesmal Recht, es ist höchste Zeit, sich dieser guten Seele, statt sich weniger wichtigen Nebensächlichkeiten zu widmen!!
Lule kann mich in meinen Verhaltensmustern lesen wie ein Buch – ich kann sie mittlerweile lesen wie ein Heft – ich muss aufholen…
Heute gehe ich viel mehr auf sie ein, lasse die Fünf auch mal Gerade sein (breche eine gestellte Herausforderung positiv ab, an der sie keine Motivation zeigt)- Warum? Weil sie zur Genüge bewiesen hat, dass sie all das erfüllen kann – heute aber gegenüber mir nicht mehr muss. Wir Menschen sind auch nicht jeden Tag gleich gut drauf – warum soll es Hunden anders ergehen? Seit ich das verstanden habe und respektiere, sind wir als Team noch harmonischer als zuvor.
Am meisten mag sie, nützlich zu sein (Wäsche in den Waschkorb bringen, Einkäufe tragen, mir die Socken ausziehen, fallen/liegen Gelassenes oder Verstecktes zu apportieren). Und seither beschäftigen wir uns mehr damit, als die ihr zig-vertrauten Zirkustricks abzurufen (dennoch freut sie sich, zu zeigen, dass sie sie immer noch beherrscht). Nicht umsonst eine Arbeits-Rasse…
So geht das gemeinsame Erwachsen-Werden mit einem Perro 😉